Die geplante Windindustrieanlage Sölzert birgt erhebliche Risiken und könnte zu einem ökologischen Disaster sowie Millionenverlust führen. Der Verein Gegenwind Freigericht e.V. hatte bereits am 22.11.2024 eine Informationsveranstaltung zu den Themenbereichen Windindustrieanlagen im Wald, Naturschutz sowie wirtschaftliche Risiken des geplanten Projektes organisiert, siehe den Beitrag Informationsveranstaltung 22.11.2024.
Weil die Teilnahme so zahlreich und der Zuspruch so groß waren, wurde die Veranstaltung am Freitag, den 10. Januar 2025 um 19:oo Uhr im Sportheim SV Neuses wiederholt. Es nahmen ca. 80-90 Mitbürger und Interessierte teil.
Begrüßung durch Mitglied unseres Vereins Brigitte Kaufmann:
Guten Abend liebe Gemeindevertreter, Stadträte und Gäste.
Ich begrüße Sie herzlich im Namen des Vereins Gegenwind Freigericht. Mein Name ist Brigitte Kaufmann. Unser Verein hat sich im März 2023 aufgrund der knappen Niederlage des Bürgerentscheids vom 10.Juli 2022 gegründet. Er setzt sich für den Erhalt unseres Freigerichter als auch des Alzenauer Mischwaldes ein. Wir Hessen nennen ihn Sölzert, die Bayern Sülzert. Um es nochmal hervorzuheben. Wir sind keine Windkraftgegner, sondern kritisieren schlicht den Standort im Wald und wir haben große Bedenken was die Planungen diesen Industriepark im Wald angeht. Außerdem wurde in Hessen die 2% Regelung der Landfläche für Windkraft schon längst erfüllt. Wir haben zu dieser Informationsveranstaltung eingeladen, um Ihnen allen noch einmal bewusst unsere wunderbare Kulturlandschaft aufzuweisen und unsere erstellte Wirtschaftlichkeitsberechnung zum Projekt zu präsentieren. Von Seiten des Projektierers wurden bisher noch keine konkrete Berechnungen oder Nachweise offen gelegt.
Der Wald ist uns allen hier geschenkt und von hohem Nutzen. Ihn als Industriestandort zu missbrauchen entbehrt jeglicher Vernunft. Er erfüllt eine wichtige Rolle im Kampf um das Klima und das Waldstück generell ist auch viel zu klein um diesen monströsen Industriestandort zu platzieren.
Laut dem Green Deal im Sommer 2024, also der „EU Verordnung zur Wiederherstellung der Natur“ müssen bis zum Jahr 2030 30 Milliarden Bäume gepflanzt werden. Rodungen sind daher auszuschließen, wenn man eigentlich dringend aufforsten muss. Wälder filtern Luft, produzieren Sauerstoff, sind für Schatten, Kühlung und als Wasserspeicher sehr wichtig. Windenergie im Wald schädigt den Boden nachhaltig durch Fundamente wie Verdichtung und zerstörter Waldboden gibt zudem CO2 frei. Denken wir auch an die Gefahren die von dem Bau ausgehen. Einschnitte wären, um nur einige wenige zu nennen, massive Waldrodungen, Zerstörung von Biodiversität und Artenvielfalt, kleine Waldautobahnen, Öl-und Chemieverschmutzung für das Grundwasser, Wertverlust von Immobilien und Lebensqualität, Schattenwurf, Lärmimissionen, Eiswurf, Waldverschmutzung durch Abrieb der Rotoren usw. Wollen wir uns wirklich all diesem aussetzen? Machen Sie Sich gleich selbst ein Bild davon. Noch wohnen wir schön ländlich in einer bislang geschützten Region und so sollte es auch bleiben.
Wir beginnen nun mit der Waldpräsentation mit meiner Vereinskollegin Lorena Gumprecht, dann gibt es eine etwa 10minütige Pause und anschließend weist unser Vereinskollege Diplom Ingenieur Klaus Kress die Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Windindustrieanlage auf. Anschließend können Fragen gestellt werden.
Waldpräsentation unserer Vereinskollegin Lorena Gumprecht (Hinweis: das Laden der Datei kann einige Zeit in Anspruch nehmen, ggf. warten):
Die Präsentation der Wirtschaftlichkeitsberechnung von Klaus Kress wird zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
Einige Meldungen auf die bei der ersten Informationsveranstaltung präsentierten Daten haben wir bereits in dem Beitrag Informationsveranstaltung v. 22.11.2024 veröffentlicht.
Schlusswort von Brigitte Kaufmann
Liebe Gäste!
Der Verein Gegenwind Freigericht e.V. dankt für Ihr Interesse und Ihre Teilnahme an unserem Infoabend und alle geschätzten Gespräche.
Mitglied kann jede und jeder bei uns werden. Anträge können gerne mitgenommen werden.
Wir bitten sie über die Umweltschädigung und Belastung eines solch enormen Eingriffs in unserem kleinen idyllischen Waldgebiet und die aufgewiesene Wirtschaftlichkeitsberechnung nachzudenken.
Für uns als Gegenwind ist eine solche Maßnahme ökologisch unverantwortlich, energiewirtschaftlich überflüssig und finanziell äußerst riskant. Man will hier ein Industriegebiet erschließen und Riesenwindkraftanlagen von etwa 250 Metern Gesamthöhe in unseren seit vielen Jahrzehnten von den zuständigen Förstern sehr gut herangeführten gepflegten Mischwald bauen. Die intensive Arbeit der Förster wäre somit weitestgehend dahin. Und bedenken sie bitte noch eins: Wieviel Zeit benötigt ein guter Baumbestand bis zur Reife. Weit mehr als ein halbes Leben, je nach Baumart im Schnitt zwischen 60- 120 Jahren. Und wie lange steht durchschnittlich ein derartiges Windkraftwerk? Etwa zwanzig Jahre. Dann hat es ausgedient. Aber die zusammenhängenden Waldflächen sind zerstört, die Böden ruiniert, Wege der Waldtiere zerschnitten, Großvögel, Vögel, Fledermäuse, usw. vertrieben und vieles mehr. Können wir all das wirklich mit unserem Gewissen vereinbaren und wollen wir tatsächlich Umwelt auf Dauer vernichten um Umwelt zu retten?
Die Bundesregierung hat dem Amazonasgebiet in 2024 35 Millionen Euro Unterstützung zum Schutz des Regenwaldes zugesagt. 20 Millionen Euro wurden inzwischen über die KfW Bank ausgezahlt. Wir alle verurteilen diese illegale Abholzung im Regenwald, aber wir holzen hier ja dann völlig legal ab. Ist das nicht ein himmelschreiender Widersinn? Während wir beklagen, dass es unseren Wäldern immer schlechter geht, wollen wir sie zur industriellen Stromerzeugung nutzen. Haben wir doch bitte mehr Respekt vor unserer gewachsenen Kulturlandschaft und lassen wir uns nicht von Profitgier und Aktivismus leiten! Waldschutz ist doch der beste Klimaschutz.
Danke fürs Zuhören.